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Donnerstag, 9. März 2017

Konzertbericht ANTHRAX + THE RAVEN AGE - 25.2.2017 München / Backstage

AMONG THE KINGS  - ANTHRAX zerlegen München

Wir schreiben das Jahr 1987 - die Thrash-Bewegung steuert auf ihren Höhepunkt zu. Ein Jahr zuvor haben METALLICA mit "Master of Puppets", SLAYER mit "Reign in Blood", MEGADETH mit "Peace Sells ... But Who's Buying?" und KREATOR mit "Pleasure to Kill" bereits schon ganz fett abgeliefert. Da wollten ANTHRAX sich natürlich auch nicht zweimal bitten lassen und lieferten mit "Among the Living" ebenfalls ein Meisterwerk ab.
30 Jahre später begeben sich die New Yorker (nahezu in der Originalbesetzung von 1987) auf große Weltreise, um den runden Geburtstag ihres Megasellers gemeinsam mit den Fans zu feiern.
Als Einheizer haben die alten Thrash-Haudegen, THE RAVEN AGE (mit dem Steve Harris Sprössling George Harris) mit an Bord. (JK)

THE RAVEN AGE haben allerdings, was den Zuschauerzuspruch betrifft, erstmal die Arschkarte gezogen. Nur ein paar Dutzend "Die Hard Fans" der Band, haben zu früher Stunde schon Stellung vor der Bühne bezogen. Die Modern Metaller aus London juckt dieser Umstand aber wenig, und legen nach dem Intro "Uprising" (von ihrer selbstbetitelten EP) kraftvoll, mit der aktuellen Single "Promised Land", los. Die fünf Musiker um Gitarrist George Harris, Sohn von IRON MAIDENs Steve Harris, wirken voll fokusiert und motiviert. Leider ist der Sound etwas schwammig, sodass gerade die melodischen Gitarrenleads etwas untergehen.
THE RAVEN AGE (© by metal-is-forever)
Weiter geht es mit "The Death March" und "Eye Among the Blind". Diese Tracks scheinen bei einigen Fans bekannt zu sein. Hierbei entdecken die Musiker immer wieder, zu ihrer großen Freude, mitsingende Fans im Publikum. Sänger Michael Burrough interagiert viel mit dem Publikum, und stellt dann sogar zwei Fans persönlich vor, die extra für THE RAVEN AGE aus Mailand angereist waren! Beim folgenden "The Merciful One", welches noch komplett unveröffentlicht ist, gibt es einen längeren ruhigen Part, bei dem so richtig deutlich wird, wie gut Michael Burrough singen kann! Als nächstes gibt es "Salem's Fate", das zwar ebenfalls vom noch unveröffentlichten neuen Album stammt, aber bereits vor ein paar Monaten auf YouTube veröffentlicht wurde. Die ersten paar Reihen gehen dazu auch ordentlich ab, die hinteren Reihen aber stehen mehrheitlich ratlos herum. Das liegt vermutlich daran, dass THE RAVEN AGE mit ihrem melancholischen Modern Metal stilistisch nicht sonderlich gut zu ANTHRAX passen. Die Band und die Fans in der ersten Reihe stört das aber überhaupt nicht, und so gibt es nach dem abschließenden "Angel in Disgrace" auch ordentlich Applaus aus dieser Region. (RH)

Nachdem es bei THE RAVEN AGE noch realtiv gesittet vor der Bühne zugegangen ist, drängen jetzt in der Umbaupause die Massen nach vorne, um sich für das zu erwartende Thrash Spektakel in Stellung zu bringen. Innerhalb weniger Minuten füllt sich der Innenraum im Backstage (Werk), sodass sich manch einer, wie die berühmt-berüchtigte Ölsardine, in dazugehöriger Dose vorgekommen sein muss. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Hauptdarsteller. Doch die lassen auf sich warten. So macht man aus der Not eine Tugend und schaut, was für einen Bühnenaufbau sich ANTHRAX ausgedacht haben. Als erstes fällt natürlich das Drumkit auf, welches mittig plaziert, eine Etage höher, über dem Geschehen thront. Außerdem stechen die Aufsteller mit Pentagramm-Motiv, die rechts und links das Bühnebild einrahmen, ins Auge. Ansonsten wirkt die Bühne realtiv aufgeräumt.
ANTHRAX Live (© by metal-is-forever)
Doch irgendetwas will nicht so richtig ins Gesamtbild passen. ANTHRAX haben offensichtlich einen Werbevertrag mit einem Energygetränke-Hersteller (nein, nicht der mit den Flügeln) abgeschlossen. Und so stehen bzw. liegen, an nahezu allen prominenten Plätzen auf der Bühne, die Getränkedosen und Handtücher mit Firmenlogo herum. Das Logo natürlich immer schön werbewirksam Richtung Publikum gedreht.
War Thrash vom ursprünglichen Gedanken her, nicht antikommerziell? Dieser Gedanke ist anno 2017 anscheinend nicht mehr ganz so wichtig. Schwamm drüber. Oder noch besser: Licht aus - Spot an!
Punkt 20.45 Uhr ist es dann endlich soweit - zu den Klängen von "Impaled" marschieren die New Yorker Thrash-Urgesteine ein, greifen sich die Saiteninstrumente und stimmen mit "A.I.R." gleich mal einen Klopper an, der die Kraft hat, das Backstage innerhalb weniger Sekunden in ein Madhouse zu verwandeln. Wo andere Bands mühsam hinarbeiten müssen, wenigstens einmal am Abend einen ordentlichen Moshpit hinzubekommen, genügt ANTHRAX der Opener eines Konzerts, und die Hütte brennt. Beeindruckend! Wo wir schon beim Thema sind - als nächstes folgt nun tatsächlich "Madhouse". München steht Kopf!                  
ANTHRAX haben in ihrer Laufbahn sicherlich schon für die ein oder andere wilde Party in München gesorgt und dabei für unzählige schmerzende Nacken gesorgt, was aber heute hier im Backstage nach wenigen Momenten los ist, beeindruckt selbst alte Hasen, die wie ich, die Band von der ersten Stunde an auf dem Schirm haben.      
          
Keine Ahnung in welchen Jungbrunnen Joey Belladonna gefallen sein mag, der Herr geht mittlerweile stramm auf die 60 zu, fegt aber wie zu seinen besten Zeiten über die Bühne und ist stimmlich so gut wie noch nie.                  
ANTHRAX (© by metal-is-forever)
Auch der Rest der Truppe steht dem kaum nach - Charlie Benante bearbeitet seine Felle wie ein Berserker, Frank Bello nutzt die gesamte Breite des Bühnenaufbaus und müsste heute eigentlich nach Kilometern bezahlt werden und Scott ist Scott. Fett grinsend steht der Kopf der New Yorker Truppe zumeist, scheinbar teilnahmslos, am rechten Bühnenrand, nur um wenige Momente später zu explodieren, ein feines Solo aus dem  Handgelenk zu schütteln oder um zu einem seiner berühmt berüchtigten Sprünge anzusetzten.
Auch die Rahmenbedinungen spielen ANTHRAX heute fett in die Karten: Top Soundverhältnisse, eine Lightshow der gehobenen Klasse und eine Set-List, die zwar nicht jeden Wunsch erfüllt (was bei der Fülle an Klassikern auch gar nicht möglich wäre), aber dennoch den Spagat zwischen Oldschool-Hits und Krachern neueren Datums mit Bravour besteht.
Da ANTHRAX die aktuelle Tour als Geburtstagsparty für ihr Überalbum "Among the Living" angekündigt hatten, ist die Show in zwei Blöcke unterteilt. So gehen die Herren nach "Be All, End All" erstmal von der Bühne und genehmigen sich einen überlangen Pausentee.
Als nach 25 Minuten Leerlauf so langsam aber sicher Unmut im Publikum aufkommt, erbarmen sich die Thrash-Helden und nehmen wieder die Arbeit auf.
ANTHRAX (© by metal-is-forever)
Und so werfen ANTHRAX in den folgenden 60 Minuten die Zeitmaschine an und lassen zu "Among the Living", "Caught in a Mosh" (mit einem weiterem Monster-Moshpit), "One World", "I Am the Law", "A Skeleton in the Closet" (O-Ton Scott: "My absolute favorite song on this album"), "Efilnikufesin (N.F.L.)" (die ganze Halle brüllt den Refrain - Gänsehautmoment), "A.D.I. / Horror of it All". "Indians" (Joey ohne Federschmuck, dafür aber mit Beanie) und last but not least "Imitation of Life", nochmals die Kuh fliegen.
Als Bonus und Schlußpunkt unter den schweißtreibenden Gig liefern ANTHRAX noch die unkaputtbare TRUST Coverversion "Antisocial" ab (die Halle brüllt sich die Stimmbänder endgültig wund), nach der die Band noch Plektren in rauen Mengen unter das Volk bringt und damit nochmals für Chaos (wildes Geschubse und Gegrabsche) in den ersten Reihen sorgt. (JK)

ANTHRAX - "Among the Kings" Tour 2017: Schön war's, wild war's - so wie früher. Nur die Knochen werden morgen weh tun. Wir werden eben alle nicht jünger. (JK)

Im Moshpit vor Ort waren Jürgen (JK) und Raphael (RH)