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Montag, 18. Dezember 2017

Konzertbericht GAAHLS WYRD + THE GREAT OLD ONES + AUDN - 12.12.2017 München - Backstage (Halle)



"... siehe, ich verkünde euch große Freude, die allem (Black Metal-) Volk widerfahren wird" -  GAAHLS WYRD “VARDØGER EUROPEAN TOUR 2017” 

"Ja ist den schon Weihnachten?" mag sich so manch einer gedacht haben, als bekannt wurde, dass Kristian Eivind Espedal alias Gaahl, kurz vor den Feiertagen, eine kleine aber feine Tour durch Europa fährt.
Zwei Jahre ist es jetzt her, dass Gaahl den Weg zurück in den Schoß der Metal Community gefunden hat, von der er sich einige Zeit distanziert hatte. Außer einem Konzert beim Blekk Metal Fest in Bergen am 15.11.2015 und der Ankündigung, unter dem Banner GAAHLS WYRD Alben aufnehmen zu wollen, ist seitdem allerdings nicht viel passiert - bis jetzt. 
Erstmals seit seinem Ausstieg (nennen wir es mal so) bei GORGOROTH, seinem Coming-Out und dem kurzen Intermezzo bei GOD SEED, packt Gaahl nun wieder das Reisefieber. 
Begleitet wird der Tour-Tross von THE GREAT OLD ONES  aus Frankreich und AUDN aus Island.


AUDN

Ein paar Minten später als auf den Eintrittskarten angegeben, eröffnen die fünf Isländer von AUDN den Konzertabend, um kurz vor 20 Uhr.
Island ist nicht erst seit heute ein gutes Pflaster für Black Metal, was eine stattliche Anzahl von genretypischen Bands beweist, die diesem bevölkerungsarmen Inselstaat entstammen. Entgegen den szenetypischen Gepflogenheiten verzichten AUDN auf jede optische Zierde, die Unwissenden den entscheidenen Hinweis geben könnte - kein Corpsepaint, keine Nieten, nicht einmal bedruckte Band-Shirts zieren die schlanken Körper der isländischen Emporkömmlinge. Ganz so wie HAM, die Urväter der isländischen Szene, setzen AUDN stattdessen auf ein eher klassisch gehaltenes Outfit: Schwarzes Hemd, schwarze Hose und teilweise auch noch ein Sakko, im selben Farbton.

AUDN (© by metal-is-forever-alive)
Der Einfluss von HAM ist bei AUDN übrigens auch musikalisch nicht gänzlich von der Hand zu weisen, auch wenn AUDN ihre Kompositionen um einiges harscher und riffbetonter auskleiden. Eine Dreiviertelstunde haben die Isländer Zeit, um mit diesem Gemisch in München auf Seelenfang zu gehen. Ein Unterfangen, das durchaus als von Erfolg gekrönt bezeichnet werden kann, zumindest wenn man die Begeisterung in den ersten Reihen als Maßstab nehmen will. Der ein oder andere, der nach dem letzten Song der Isländer lautstark eine Zugabe (die leider nicht geboten wird) fordert, wird nach dem Gig zudem am Merchstand gesichtet, um sich dort mit dem aktuellen Longplayer oder einem Leibchen (mit Aufdruck) einzudecken -  AUDN, ein Name, den man sich merken sollte.

THE GREAT OLD ONES

Mystisch und mit einer unübersehbaren Huldigung für H.P. Lovecraft (sein Konterfei ziert das riesige Backdrop), findet der Abend seine Fortsetzung. 
Es ist kein Geheimnis, auch wenn THE GREAT OLD ONES immer noch als Geheimtipp gehandelt werden, dass die Franzosen ein Faible für den amerikanischen Horrorliteraten haben - nehmen sich doch alle Alben (bisher drei Stück an der Zahl) der Franzosen, ausnahmslos den Fantasygeschichten des Autors an. 
Das aktuelle Werk "EOD: A Tale of Dark Legacy" ist zwar bereits schon im Januar dieses Jahres erschienen, ist deswegen aber nicht weniger interessant. Wobei interessant auf Platte und interessant in der Live-Umsetzung, zwei paar verschiedene Stiefel sind. 
THE GREAT OLD ONES (© by metal-is-forever-alive)
Können THE GREAT OLD ONES in der Konserve, mit ihren teils überlangen Stücken, mühelos eine düstere Atmosphäre heraufbeschwören, fällt ihnen dies (zumindest heute Abend) auf der Bühne merklich schwerer. Und so dauert es einige Minuten, bis immerhin Teile des Publikums, mit dem Dargebotenen warmwerden. Wobei "warm werden" eher der falsche Ausdruck ist, für eine Band, die ihren Sound irgendwo zwischen morbide und aggressiv angesiedelt hat. 
Da sich zudem, zum insgesamt doch sehr monoton wirkenden Sound, relativ wenig auf der Bühne abspielt, sieht man mal von den Positionswechseln, der mit Kapuzen (teil-)verhüllten Gestalten ab, hält sich die kollektive Begeisterung arg in Grenzen, sodass THE GREAT OLD ONES am Ende, unter Wert geschlagen, den Rückzug antreten.

GAAHLS WYRD

Danach macht sich allenthalben eine spürbare Vorfreude auf den Gig von Gaahl und seinem neuen Projekt breit, die einhergeht mit einer Spannungsnote, weiß im Prinzip doch keiner der Anwesenden, was ihn nun erwartet. 
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)
Gaahl hat zwar seit etwas mehr als zwei Jahren seine aktuelle Tuppe zusammen, hat aber immer noch kein (Debüt-)Album auf die schwarze Gemeinde losgelassen. So ist die Live-Aufnahme von besagtem Auftritt (Blekk Metal Fest in Bergen) bisher das einzige vertonte Zeugnis, von GAAHLS WYRD. Da dieses Album aber "nur" mit sechs Titeln bestückt wurde, die bis auf "Aldrande Tre" (GOD SEED) allesamt aus seligen TRELLDOM Zeiten stammen, existiert bis heute leider kein neues Material von Gaahl und seinen Mannen. 
Daran sollte sich auch heute Abend nichts ändern, und trotzdem gestallten sich die nun folgenden 90 Minuten als Hochgenuß für jeden Liebhaber schwarzmetallischer Klänge. 
Mit Corpsepaint und bedächtigem Schrittes voranschreitend, gekleidet mit schwarzer Jeans, Rollkragenpulover und Lederjacke, erscheint Gaahl wenige Momente nachdem seine musikalischen Zuarbeiter die Bühne betreten haben, auf der selbigen. 
                                                                                       
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)

Wobei "erscheint" in diesem Fall wörtlich zu nehmen wäre. Gleich einer religiösen Erscheinung, die eine mystische Aura umgibt, betritt Gaahl die Szenerie und veredelt die instrumentalen Klänge von "Steg" mit seinen Vocals, die bei diesem Song ihren beschwörenden Charakter voll entfalten können. Innerhalb weniger Momente ist das Backstage von der Bühne ausgehenden Magie in Besitz genommen und lässt sich vom Maestro für die nächsten 90 Minuten an die Hand nehmen. 
Wobei heute auch "an die Hand nehmen" wörtlich zu nehmen wäre - Gaahl badet (im übertragenen Sinne) in Wellen aus ihm entgegen gereckten Händen, lässt sich anfassen und lässt dabei Energie (welcher Art auch immer), von seinen Fingern, in die des Gegenübers fließen. Selten war Black Metal mehr spirituell als heute Abend. 
Den Höhepunkt dieses Energieflusses erreicht die Messe zu "Incipit Satan", welches wohl nur von Gaahl himself, in dieser beschwörenden Vollkommenheit vorgetragen werden kann. 
Zwischen diesen magischen Momenten entläd sich die aufgebaute Energie immer wieder in wilder Raserei, gleich einem Meteoriten, der ungebremst auf die Erde zurast - brachial und zerstörerisch. 
GAAHLS WYRD (© by metal-is-forever-alive)
Nach eineinhalb Stunden und einem insgesamt mehr als repräsentativen Querschnitt durch Gaahls Backkatalog (TRELLDOM, GORGOROTH, GOD SEED) endet dieser Abend, nachdem GAAHLS WYRD mit ihrer Show heute Abend mehrfach das Portal zur Anderswelt aufgestoßen haben, mit "Prosperity and Beauty".

Ob es sich bei GAAHLS WYRD um ein dauerhaft angelegtes Projekt, oder nur um eine Etappe auf Gaahls mystischer Reise zum nächsten (musikalischen) Ort handelt, wird die Zukunft zeigen - eines ist jedoch heute schon gewiss: Geschichtsträchtig wird es allemal. (JK)



Anmerkung: Wer dem Gig von GAAHLS WYRD nur deshalb ferngeblieben ist, weil sich Gaahl als homosexuell geoutet hat, hat nicht nur einen sehr guten Konzertabend verpasst, sondern auch den wahren Gedanken hinter dem Black Metal bis heute nicht verstanden. 
Zudem versteckt sich ein jeder, mit dieser Einstellung, hinter den selben moralischen Federn, mit denen sich die katholische Kirche seit Jahrhunderten schmückt. 
Wollt ihr wirklich päpstlicher als der Papst wahrgenommen werden?
Haltet es lieber mit Aleister Crowley, der gesagt hat: "Tu was du willst (als auch sexuell), soll sein das ganze Gesetz!" - mehr ist dem nicht hinzuzufügen!